Robo-Advisor-Vergleich 2020: 10 Anbieter im Test
Robo-Advisor-Überblick
Die Landschaft der Robo-Advisors, sogenannte FinTechs, ist aufgrund der unterschiedlichen Ansätze recht unübersichtlich. Grundsätzlich handelt es sich bei Robo-Advisors um Online-Vermögensverwaltungen, sogenannte Finanztechnologieunternehmen (FinTechs). Diese nutzen vorwiegend passive Investmentansätze auf Basis von kostengünstigen ETFs (Exchange Traded Funds).
Einen Vergleich zu anderen Anlageformen für ETFs wurde bereits mit dem Beitrag DIY-Weltportfolio, Portfolio-ETF oder Robo-Advisor? veröffentlicht.
Robo-Advisors sind durchaus eine erwägenswerte Alternative zu einem „Do it yourself“ (DIY) Weltportfolio mit ETFs, bei dem doch einiges an manuellem Aufwand anfällt. Beispielsweise müsste man mühsam die ETF-Landschaft durchforsten, um sich das ETF-Portfolio zusammenzustellen und in regelmäßigen Abständen ein Rebalancing durchführen. Dieser Aufwand entfällt bei den hier betrachteten Robo-Advisors, denn eine steuerlich optimierte ETF-Auswahl, sowie Rebalancing sind im Serviceumfang enthalten.
Der Service eines Robo-Advisors liegt bei circa 0,5% pro Jahr Mehrkosten, im Vergleich zum DIY-Weltportfolio mit ETFs. Dafür bekommt man das „Rundum-Sorglos-Paket“ und muss sich nicht wochenlang mit der ETF-Thematik auseinandersetzen.
Doch auch bei einem Robo-Advisor sollte man genau hinschauen, was man tatsächlich bekommt. Der Robo-Advisor-Test soll einen detaillierten Überblick geben und somit die Einschätzung erleichtern. Die Kosten spielen aus meiner Sicht eine sehr wichtige Rolle, da diese die Rendite 1:1 mindern.
Robo-Advisor-Test
Alle im Test genannten Robo-Advisors sind die weit bessere Alternative zu klassischen, teuren, aktiv gemanagten Aktienfonds. Das heißt, es geht nicht um gut oder schlecht, sondern um wie gut.
Der Test wurde anhand von Kriterien entworfen, die aus meiner Sicht für die Auswahl eines Robo-Advisors wichtig sind. Es sind dabei folgende Kriterienblöcke mit entsprechender Gewichtung in die Wertung eingegangen:
- Kosten (30%)
- Weltportfolio-Faktor (40%)
- Konditionen (20%)
- Bekanntheit (10%)
Insgesamt können 100% erreicht werden, mehr Details zu den einzelnen Kriterien und deren Gewichtungen werden im weiteren Verlauf genannt.
Kosten (30%)
Mit der folgenden Kostenabschätzung sollen die verschiedenen Robo-Advisors, trotz zum Teil unübersichtlich und „schön verpackter“ Kosten, vergleichbar werden. Trotzdem bleibt es nur eine Abschätzung, die mit einer gewissen Unschärfe behaftet ist. Oft sind beispielsweise nur durchschnittliche TERs für die verwendeten ETFs genannt, die auch von den gewählten Strategien abhängen.
Die Kostenabschätzung beinhaltet alle anfallenden Kosten (Gebühren, Gewinnbeteiligungen, Transaktionskosten (ATCs), TERs der verwendeten ETFs). Für den Test ist die Fläche unter der jeweiligen Kostenkurve ausschlaggebend. Das bedeutet, je kleiner die Fläche, desto geringer die Kosten, desto besser die Wertung. Der Robo-Advisor mit den geringsten Kosten bekommt 30%, die anderen gemäß ihrer Kostenkurve weniger.
Kostenkurven der Robo-Advisors
Stand: 02.02.2020
(1) Inklusive durchschnittlicher ETF-Kosten von 0,23% p.a.
(2) Inklusive durchschnittlicher ETF-Kosten von 0,16% p.a.
(3) Inklusive durchschnittlicher ETF-Kosten von 0,21% p.a., bei den ersten 10T€ entfällt die Servicegebühr
(4) Inklusive durchschnittlicher ETF-Kosten von 0,25% p.a. (VestFolio)
(5) Inklusive durchschnittlicher ETF-Kosten von 0,39% p.a.
(6) Inklusive durchschnittlicher ETF-Kosten von 0,15% p.a.
(7) Inklusive durchschnittlicher ETF-Kosten von 0,2% p.a.
(8) Inklusive durchschnittlicher ETF-Kosten von 0,23 (grow100)% p.a.
Weltportfolio-Faktor (40%)
Wie sehr das Portfolio des Robo-Advisors dem des Weltportfolios von Gerd Kommer ähnelt, wird durch den Weltportfolio-Faktor ausgedrückt. Der Weltportfolio-Faktor setzt sich wie folgt zusammen:
- (5%) Übergewichtung Small Cap: Hintergründe dazu im Beitrag Size-Premium: Small Caps, die heimlichen Renditehelden?
- (5%) Übergewichtung Emerging Markets: Hintergründe dazu im Beitrag Political Risk Premium: Emerging Markets ETF sinnvoll?
- (10%) Gewichtung nach BIP (USA schwächer gewichtet, als im MSCI World): Wenn ja, gibt es volle 10%
- (+5% und +5%) Rohstoffe und Immobilien: Hierbei handelt es sich um optionale Zusatzpunkte. Rohstoffe und Immobilien sind also als optional anzusehen. Sie erhöhen die Diversifikation, sind für die Erreichung der 100% somit nicht notwendig.
- (10%) Is eine Anlage zu 100% in Aktien möglich? Wenn ja, gibt es volle 10%
- (5%) Anzahl wählbarer Portfolios, beziehungsweise Strategien oder Risikostufen: 10 Optionen sind meiner Meinung nach völlig ausreichend, somit gibt es 5% für 10 oder mehr wählbare Portfolios.
- (5%) Ist eine Umstellung des Portfolio möglich (Wechsel der Strategie, Änderung der Risikostufe)? Wenn ja, gibt es volle 10%
Konditionen (20%)
Wie sehen, neben den Kosten, die weiteren Rahmenbedingungen aus?
- (5%) Rebalancing: Wird ein regelmäßiges Rebalancing durchgeführt?
- (10%) Sparplan und Anlagevolumen: Wie hoch ist die monatliche Mindestsparrate und gegebenenfalls das Mindestanlagevolumen?
- (5%) Entnahmeplan: Gibt es die Möglichkeit einen automatischen Entnahmeplan einzurichten?
Bekanntheit (10%)
Aus den nachfolgenden Kriterien lässt sich der Markterfolg der einzelnen Robo-Advisors ableiten. Dieser hängt natürlich auch vom jeweiligen Startjahr und vom Marketing ab. Die Gewichtung liegt hier bei 10%, um junge Anbieter nicht zu benachteiligen.
- (5%) Assets under Management (AuM): Wie hoch ist das Vermögen, welches über den Robo-Advisor angelegt wurde?
- (2,5%) Google-Suchanfragen: Wie oft wird nach dem Robo-Advisor gesucht?
- (2,5%) Web Traffic: Wie oft wird die Website des Robo-Advisors besucht?
Robo-Advisor-Testsieger im „Echtgeld-Test“
Es liegt nur nahe, dass ich selbst auch in den Testsieger growney* investiere. Deshalb habe ich im Juni 2017 eine Einmalinvestition von 12.000€ getätigt und einen Sparplan über 1.000€ pro Monat eingerichtet. Auf der Seite Mein ETF-Weltportfolio könnt ihr den Verlauf meiner Investition nachvollziehen.
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Diese Robo-advisors sind mir ziemlich unheimlich.
(Vor allem, wenn sie eine bessere Rendite erwirtschaften sollten als ich.) Nichts desto trotz hast Du da eine gute Übersicht zusammengebastelt. Vor allem die Tabelle mit den Kosten.
Warum aber landet ausgerechnet growney, die weder Rohstoffe noch Immobilien an Bord haben auf dem Spitzenplatz?
Markus
Hallo Markus,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Mit dem Renditevergleich ist das immer so eine Sache (Äpfel und Birnen), d.h. man sollte nach Möglichkeit Anlageformen mit identischer Zusammensetzung der Asset Allocations vergleichen (bei ETF-Portfolios: Aktien/Anleihen/Rohstoffe/Immobilien). Das stellt sich bei den Robo-Advisors aufgrund der unterschiedlichen Modelle etwas schwieriger dar.
Was ich festhalten möchte:
Der Spitzenplatz wird aktuell aus folgenden Gründen von growney* belegt:
Investitionen in Rohstoffe oder Immobilien haben für mich einen optionalen Charakter und spielen deshalb eine untergeordnete Rolle.
Aussage growney zu Immobilien: „Sehr viele unserer Kunden besitzen außerhalb ihrer Geldanlage bereits Immobilien. Eine weitere Vermögensanlage in Immobilien würde zu einem Ungleichgewicht ihrer Vermögensverteilung führen, die wir vermeiden wollen. Darüber hinaus ist die geringe Liquidität von Immobilien nicht mit unserem Anspruch vereinbar, dass unsere Kunden jederzeit sofort auf ihr Geld zugreifen können.“
Aussage growney zu Rohstoffe: „growney* investiert nur in Anlageklassen, die aus sich selbst heraus eine Wertschöpfung erzielen. Anlagen in Rohstoffe spekulieren auf eine Preissteigerung und erfüllen diese Voraussetzung nicht.“
Ich hoffe diese Antwort hilft dir weiter und erklärt die Hintergründe.
Viele Grüße
Martin (Finanz-Ingenieur)
Hallo,
die Idee einen Vergleich zu machen finde ich gut. Aber was hier tatsächlich gemacht wurde ist eine reine Beschreibung. Die einzelnen Kriterien und Auspräpungen wurden nicht verglichen und bewertet. Zumindest kann ich das nirgends finden. Die Analysen sind reine Beschreibungen. Die Kostenvergleiche sind auch nicht sauber. Z.B. bei easyfolio fehlen die Depotgebühren. Growney hat zu Beginn einen Höchstwert von 1,3. 0,99 % + 0,18 % sind schon mal 1,17 %. Das würde bedeuten, dass die TER der Fonds nur 0,12 % beträgt. Glaube ich nicht.
Also Idee gut, Umsetzung nicht so. Ich würde mir hier mehr Transparenz wünschen. Ich vermute mal, dass das hier eine reine Verkaufplattform ist und Growney die besten Provisionen zahlt.
Hallo Sepp,
vielen Dank für deinen Kommentar und stellenweise berechtigte Kritik.
Unter Neu hier? habe ich die Hintergünde dieses Blogs zusammengestellt, es handelt sich also nicht um eine reine Verkaufsplattform. Auch die Provisionen spielen bei der Wertung des Robo-Advisor-Vergleichs absolut keine Rolle. Die Wertungen wären sonst massiv verschoben.
Dass es sich beim Kostenvergleich um eine Abschätzung handelt wurde ja erwähnt. Der Kostenvergleich zeigt die Kosten p.a., bei growney* hatte ich bei <10T€ 0,99% Gebühr + 0,3% (je eine Abschätzung von ETF TERs und Transaktionskosten) berücksichtigt. Die Depotgebühren bei easyfolio* kann man bspw. mit einem kostenlosen Depot/Sparplan bei comdirect* umgehen. Bei fintego* war meine Annahme der ETF TERs einen Hauch zu hoch.
Die Analysen haben aktuell in der Tat noch einen eher beschreibenden Charakter.
Der Robo-Advisor-Vergleich wird kontinuierlich an Veränderungen angepasst und verbessert. So ist bereits in Arbeit: mehr Transparenz, ein präziserer Kostenvergleich, sowie verbesserte Analysen. Da es sich hier nicht um eine vollprofessionelle Plattform handelt, bitte ich um etwas Geduld.
Viele Grüße
Martin
Heute wurde eine Überarbeitung des Tests veröffentlicht und folgende Anpassungen vorgenommen:
Dabei gab es nur minimale Verschiebungen im Ranking der Wertung
Was noch kommen wird:
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Viele Grüße
Martin
Vielen Dank für diesen hervorragenden Artikel.Ich mag Deine Webseite!
Danke! Es freut mich, wenn der Blog hilfreich ist.
Hallo,
es ist interessant diesen Robo-Vergleich zu lesen und spannend für mich, da ich zu einem anderen Ergebnis gekommen bin.
Ich habe mich letztes Jahr im Sommer damit beschäftigt und habe für mich als Ergebnis abgespeichert, dass die passiven Robo-Advisor meines Erachtens schlichtweg zu teuer für ihre Dienstleistung sind, wenn man 10000 EUR anlegen will.
Bei deinem Test erreicht man viele Punkte, wenn das Portfolio möglichst nahe an ein passiven Weltportfolio a la Kommer rankommt. Das wäre für mich wiederum nicht erstrebsam, denn das kann ich ja allein mit geringem Aufwand ohne Robo-Advisor erreichen, und wer weiß, ob Herr Kommer nicht auch irrt. Mich reizt daher der aktive Ansatz der Risikosteuerung von Scalable Capital* und Whitebox*, weil er anders ist als der passive und vielleicht in einer Krise besser funktioniert. Man kann es aber auch so sehen, dass ich so meine Anlage durch unterschiedliche Strategien nochmals differenziere.
Ich habe daher ein DIY-Portfolio und eines bei Scalable Capital und lasse diese gegeneinander antreten. Bei passiven Robo-Advisor würde ich mir höchstens die Portfolio-Zusammenstellung für ein DIY-Portfolio kopieren, aber das Rebalancing ist eine überschaubare Dienstleistung, die man auch selbst hinbekommt.
Kriterien wie ein Entnahmeplan habe ich komplett unberücksichtigt. Die Robo-Advisor sind alle noch so jung. Wenn es diese bis zu meiner Rente noch gibt, haben die bis dahin die Wünsche der Kunden erkannt und alle ihren Service erweitert. Im Grunde genommen ist es ja auch nicht unwahrscheinlich, dass man im Lauf der Zeit von einem Robo-Advisor zu einem anderen Anbieter wechselt. Man ist hier ja freier in seiner jederzeitigen Entscheidung als im Vergleich zu einer Lebensversicherung, wo man bei einer Entscheidungsänderung viel Geld verschenkt.
Aber es ist interessant, dass je nach Betrachtungsweise sich die Rangliste komplett ändert und somit für mich überflüssige Robo-Advisor für andere ihre Berechtigung erhalten.
Ich werde deinen Blog mal in meine Favoritenliste aufnehmen. Es schadet ja nicht, sich andere Meinungen anzuhören.
Gruß
Rolf
Hallo Rolf,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Ob man bereit ist, für den Service eines Robo-Advisors zusätzliche Gebühren zu bezahlen, oder sich die Arbeit mit einem DIY-ETF-Portfolio selbst macht, wird jeder für sich individuell entscheiden müssen. Ich persönlich bin da etwas hin- und hergerissen.
Rebalancing kann man auch selbst machen, kommt jedoch auch darauf an, welche Art von Rebalancing. Schlechter performende nachkaufen funktioniert einfach, das von fintego (Automatisch bei +/-15% Abweichung einer Asset-Klasse) wird etwas schwieriger in der Umsetzung, bzw. besser performende verkaufen und schlechte nachkaufen (growney) verursacht Kosten.
Den aus meiner Sicht perfekten Robo-Advisor gibt es (noch) nicht, wobei für mich growney* dem am nächsten kommt. Die Gebühren dürften generell bei allen gerne einen Tick niedriger sein, bzw. die Preiskurven feiner abgestimmt. Die aktiven Ansätze von scalable capital und whitebox haben mich nicht überzeugt. In Krisenzeiten mögen diese eventuell besser performen, insgesamt gehe ich von besserer Rendite bei den rein passiven Ansätzen aus. Deshalb habe ich mein DIY-Portfolio mit growney ergänzt und werde diese miteinander vergleichen. Würde mich interessieren, wie dein DIY-Portfolio aussieht, welches Rebalancing du machst und wie dazu im Vergleich dein scalable capital abschneidet.
Mit dem Entnahmeplan (Anbieter werden sich dem Markt anpassen) und der Flexibilität Anbieter wechseln zu können, hast du vollkommen Recht.
Viele Grüße,
Martin
Heute wurde wieder eine Überarbeitung des Tests veröffentlicht und folgende Anpassungen vorgenommen:
Also, jetzt für den kostenlosen Newsletter eintragen und nichts verpassen!
Viele Grüße
Martin