Political Risk Premium: Emerging Markets ETF sinnvoll?

Political Risk Premium: Emerging Markets ETF sinnvoll?

Emerging Markets werden hin und wieder mit einer Investmentstory versehen, um Anleger zum Kaufen zu animieren. In einen Emerging Markets ETF zu investieren ist prinzipiell sinnvoll, allerdings sollte man wissen was man tut. Keinesfalls sollte man aufgrund einer tollen Story heraus investieren, das heißt einem schnelllebigen Trend hinterherlaufen.

Man kann leider immer wieder beobachten: Läuft eine Vermögensklasse ein viertel Jahr lang besser, wird sofort eine Investmentstory drum gedichtet. Das nennt man dann Finanz- oder Investmentpornographie.

Das andere Extrem sind fadenscheinige Gründe nicht in Emerging Markets zu investieren, kurz Vorurteile. Zwei Beispiele, auf die ich gestoßen bin:

Vorurteil 1:

„Ein Engagement Emerging Markets bedeutet, dass in Firmen aus Ländern wie  Indonesien, China, Pakistan, Rumänien etc. investiert wird. Meines Erachtens ist das Geldverschwendung. Sicher gab es im Bereich der Emerging Markets zeitlich begrenzte Erfolgstories (China, Russland, Tiger), aber die Gesamtheit der im Index abgebildeten Länder  war langfristig gesehen nie rentabler als der MSCI World.“

Dazu folgende Anmerkungen:

  • Nach der Definition Emerging Markets von MSCI sind Pakistan und Rumänien nicht enthalten.
  • Tiger-Staaten (nach Wikipedia): „Sich wirtschaftlich schnell entwickelnde Staaten Südkorea, Taiwan und Singapur sowie die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong.“ Die beiden zuletzt genannten sind Industrieländer, keine Emerging Markets.
  • Zum Thema nie rentabler als der MSCI World“, siehe Political Risk Premium und Vergleiche MSCI World gegenüber Emerging Markets im weiteren Verlauf des Beitrags.

Vorurteil 2:

Emerging Markets sind mir persönlich zu unkalkulierbar. Da wird schnell mal was verstaatlicht, eine Demokratie in eine Diktatur umgewandelt mit allen negativen Wirtschaftsergebnissen oder Protektionismus betrieben.“

Dazu folgende Anmerkungen:

  • Wenn mit unkalkulierbar die höhere Volatilität gemeint wäre ok, denn Emerging Markets sind volatiler als der MSCI World.
  • Wirft man einen Blick auf die Top 10 Werte des Emerging Markets IMI, dann sind da Firmen wie Samsung, Foxconn, TSMC, und so weiter. Meiner Ansicht nach keine kleinen Klitschen, die mal eben schnell verstaatlicht werden.
    Wer sich ein detaillierteres Bild vom MSCI Emerging Markets IMI und den darin enthaltenen Werten machen möchte, kann gerne die hier verlinkte Excel-Datei (Stand 25.01.2021) verwenden. Einfach den Investitionsbetrag in Zelle D1 eintragen und die entsprechenden Werte pro Firma werden berechnet.
  • Der Rest fällt für mich unter das Political Risk Premium, wobei man für Protektionismus nicht nur in die Länder der Emerging Markets schauen braucht, siehe derzeit Trump und USA.

Auch ich war anfangs etwas skeptisch, mein Geld in einen Emerging Markets-ETF zu investieren. Die enthaltenen Länder wirkten auf mich nicht sehr vertrauenerweckend und es gibt, wie bereits erwähnt, diverse Vorurteile.

Erst nach gründlicher Recherche und dem ein oder anderen Buch (Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs von Gerd Kommer*), hatte ich mich dazu entschlossen diese mit aufzunehmen. Anfangs mit nur 10% Anteil, erst Anfang 2017 hatte ich meine Zielgewichtung von 20% Emerging Markets erreicht, siehe auch myStocks.

Emerging Markets – Schwellenländer

Nach der Definition von MSCI sind folgende Länder enthalten.

  • Brazil
  • Chile
  • China
  • Colombia
  • Czech Republic
  • Egypt
  • Greece
  • Hungary
  • India
  • Indonesia
  • Korea
  • Malaysia
  • Mexico
  • Peru
  • Philippines
  • Poland
  • Russia
  • Qatar
  • South Africa
  • Taiwan
  • Thailand
  • Turkey
  • United Arab Emirates
  •  

Political Risk Premium

Neben dem Size Premium ist auch das Political Risk Premium einer der in der Finanzwissenschaft anerkannten Faktoren, deren Ausnutzung die Rendite eines Portfolios langfristig positiv beeinflussen kann.

  • Langfristig: 10-15 Jahre oder länger, da Emerging Markets in einzelnen Dekaden auch schwächer sein können, als die Industrieländer
  • Ausnutzen: Bedeutet eine Übergewichtung von Emerging Markets (bis zu 30% im Aktienteil)

Zusätzlich weisen Emerging Markets eine geringere Korrelation zu Industrieländern auf, als einzelne Industrieländer untereinander, was wiederum zu einer höheren Diversifikation des Portfolios führt.

10 Jahre Vergleich: MSCI World gegenüber Emerging Markets

2007 bis 2017

10 Jahre Vergleich: MSCI World gegenüber Emerging Markets

2002 bis 2012

10 Jahre Vergleich: MSCI World gegenüber Emerging Markets

20 Jahre Vergleich: MSCI World gegenüber Emerging Markets

1997 bis 2017

20 Jahre Vergleich: MSCI World gegenüber Emerging Markets

Emerging Markets Indizes und ETFs

Wer in Emerging Markets investieren möchte, der sollte in einen breiten Index, wie beispielsweise den MSCI Emerging Markets, investieren. Einzelne Länder oder gar Aktien weißen ein viel höheres Risiko auf, welches sich durch diese Art der Diversifikation reduzieren lässt.

In meinem Portfolio kommt der iShares Core MSCI Emerging Markets IMI UCITS ETF wegen seines geringen TER von 0,25% und des hohen AuM (Assets under Management) zum Zuge, den ich auch in der 2-ETF-Welportfoliolösung erwähne.

Was bedeutet Investable Market Index (IMI)?

Das IMI steht für Investable Market Index, nachfolgend sind die Unterschiede aufgeführt:

MSCI Emerging Markets
MSCI Emerging Markets IMI
Size:
Large- & Mid Caps
Large-, Mid- & Small Caps
Abdeckung
Marktkapitalisierung:
85%
99%
#Werte:
ca. 829
ca. 2654

Rolle im Weltportfolio

Emerging Markets spielen ebenfalls eine besondere Rolle in Gerd Kommers Weltportfolio, in dem diese übergewichtet (circa 30% des Aktienteils) vertreten sind. In einem Portfolio gewichtet nach Marktkapitalisierung wäre der Anteil an Emerging Markets im Aktienteil bei nur ca. 10%.

Das Risiko (Volatilität) des Gesamtportfolios wird über den „risikolosen“ Portfolioanteil (Anleihen) eingestellt. Siehe dazu als Orientierungshilfe die Tabelle im Beitrag Faustformeln des Investierens unter dem Punkt Rendite, Risiko und Anlagehorizont

Mein Fazit: Langfristige Anleger sollten auch in einen Emerging Markets ETF investieren, tendenziell risikoscheue Anleger können das Gesamtrisiko des Portfolios über den „risikolosen“ Portfolioanteil einstellen.

Tipp: Im automatisierten ETF-Weltportfolio des Robo-Advisors growney sind Emerging Markets mit 31,13% enthalten. Die genaue Portfoliozusammensetzung findet man auf der Website von growney* unter: Übersicht der ETFs

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