Aktienauswahl: Die Susan Levermann-Strategie

Aktienauswahl: Die Susan Levermann-Strategie

Passives Investieren ist dem aktiven Investieren – auch der Levermann-Strategie – überlegen, besonders bei gleichzeitiger Betrachtung des ROTI (Return on Time Invested).

Zugegebenermaßen ist passives Investieren allerdings auch stink-langweilig, langwierig, erfordert Disziplin und eignet sich nicht für den Tratsch in der Firmen-Cafeteria oder in Wertpapierforen. Es ist also nicht wirklich „sexy“.

Für die Mehrzahl der Anleger wäre ein passiver Investmentansatz der weit bessere Weg, mit der langfristig höheren Rendite. Leider muss ich immer wieder mit Erstaunen feststellen, wie viele Anleger einfach mit Einzelaktien drauflosspekulieren, ohne eine wirkliche Strategie zu haben.

Es ist nicht zu glauben, oftmals scheint der Kursverlauf und ein paar Börsennews ausreichend für eine Kaufentscheidung. Dann werden auch noch viele vermeidbare Fehler gemacht und unnötig Geld verbrannt.

Mit diesem Beitrag möchte ich nicht zum aktiven Investieren (hier: Stock Picking) motivieren, sondern lediglich mit einem kleinen brennenden Streichholz, einigen planlosen (Neu-)Spekulanten etwas Orientierungshilfe geben. Im Prinzip dreht sich alles um 3 Fragen:

  • Was kaufen
  • Wann kaufen
  • Auch interessant: Wann wieder verkaufen

Auf die Frage, wann Anleger eine Aktie wieder verkaufen möchten, erntete ich öfters fragende Blicke, oder bekam rein spekulative Aussagen. Das „wann Verkaufen“ sollte meiner Meinung nach bereits vor dem Kauf feststehen, andernfalls setzt man sich unnötigen Fehlerquellen aus (Gier, Verluste nicht realisieren wollen, aus Spekulation wird buy & hold, etc.).

Selbst professionellen Fondsmanagern fällt es extrem schwer, nachhaltig, heißt über 5 Jahre und darüber hinaus, eine Outperformance zu erzielen. Susan Levermann hat mehrere Auszeichnungen für ihre Arbeit als Fondsmanagerin erhalten. Darunter sogar einen Preis für den besten deutschen Aktienfonds über 3 Jahre. Das verdient meinen Respekt, doch auch sie ist ausgestiegen – vor der 5 Jahresschwelle!

Auf ihr Buch, Susan Levermann – Der entspannte Weg zum Reichtum*, wurde ich über einen Bericht aufmerksam. In diesem wurde beschrieben, wie ein unerfahrener Anleger, mit seinem Wikifolio und der Umsetzung der Levermann-Strategie für Small Caps, über einen längeren Zeitraum eine deutliche Outperformance erzielte.

Die Levermann-Strategie

Das Buch, beziehungsweise die Levermann-Strategie hilft bei der Beantwortung der drei zu Eingangs erwähnten Fragen, in einer für Anfänger leicht verständlichen und nachvollziehbaren Form. Im weiteren Verlauf des Beitrags werde ich auf einige Punkte des Buchs, sowie die Grundzüge der Levermann-Strategie eingehen.

Der Grundlagenteil

In der ersten hälfte des Buchs werden alle nötigen Grundlagen für das Verständnis der Levermann-Strategie auf eine erfrischende Art und Weise vermittelt.

  • Was ist eine Aktie, Dividende, Gewinn und Verlustrechnung?
  • Wie lese ich eine Bilanz?
  • Kennzahlen werden erklärt: RoE, EBIT-Marge, Eigenkapitalquote, KGV, KGV 5 Jahre, Gewinnwachstum
  • Erfahrungswerte im Bezug auf das Verhalten der Börse, beziehungsweise wie Analysten zu werten sind

Die Levermann-Strategie (Checkliste)

Die Levermann-Strategie ist nichts anderes als eine Checkliste mit 13 Punkten, mit der sich Aktien bewerten lassen. Je nach Bewertung entspricht es einer Kauf- oder Verkaufsempfehlung.

Die Checkliste basiert auf den Erfahrungen aus Ihrer Zeit als Fondsmanagerin und setzt sich vorwiegend aus Punkten der Fundamentalanalyse, sowie Kursmomentum und Reaktionen auf Quartalszahlen zusammen.

Es gibt für Large Caps, Small und Mid Caps, aufgrund unterschiedlichen Verhaltens bezüglich der Marktkapitalisierung, sowie für Finanzwerte, wegen gesonderter Interpretation der Bilanzen, jeweils eine separate Checkliste.

Diese Checklisten werden regelmäßig, für den Bestand im Depot, sowie für potentielle neue Aktien durchgearbeitet. Fällt eine Aktie unter eine gewisse Punktzahl, wird diese Verkauft. So hat man automatisch eine Verkaufsstrategie.

Ein anderer Ansatz wäre, dass man immer nur eine feste Anzahl an Aktien im Depot hält. Findet man eine neue Aktie mit mehr Punkten, als die Aktie, mit der niedrigsten Punktzahl im Depot, wird ausgetauscht.

Wichtig bei der Levermann-Strategie ist auch wieder eine gewisse Disziplin und Durchhaltevermögen, da sich die Strategie erst mittelfristig auswirkt. Die Checklisten können natürlich nach den eigenen Bedürfnissen angepasst werden, sollten jedoch für alle betrachteten Aktien immer gleich sein.

Der Ethik- und Moralteil

Das letzte Drittel ist Fragen der Ethik und Moral gewidmet. Nachfolgend einige Beispiele:

  • Ist Börsenspekulation ethisch, oder lässt sich Börsenerfolg mit Moral vereinbaren?
  • Wer investiert ist gut und wer spekuliert ist böse?
  • Spekulieren: Was trägt es zum Guten in dieser Welt bei?
  • Aktienauswahl mit System: Hat die Ethik was dagegen?
  • Übernehmen Sie Verwantwortung: Was Ihr Geld in der Welt bewirkt

Fazit

Ein aus meiner Sicht sehr empfehlenswertes Buch, wenn man die Finger nicht von Einzelaktien lassen kann 😉 oder grundsätzlich Interesse an der Börse hat.

2 Kommentare zu „Aktienauswahl: Die Susan Levermann-Strategie

  1. Hallo Martin! Wirst Du die Levermann-Strategie bei Deinen Einzelaktien einsetzen? Was hälst Du davon in das Wikifolio von Herrn Leise zu investieren, um das Return on Time Invested gering zu halten?

    • Hi Manuel,
      danke für deinen Kommentar.

      „Wirst Du die Levermann-Strategie bei Deinen Einzelaktien einsetzen?“

      Nicht in absehbarer Zeit. Ich nutze die Levermann-Strategie, das heißt das Ergebnis der Aktienbewertungen, lediglich als zusätzliche „Orientierungshilfe“. Grundsätzlich finde ich die Levermann-Strategie nicht schlecht, der Zeitaufwand ist mir aktuell zu groß. Das heißt nicht, dass ich die Zeit nicht investieren würde, ich habe diese Zeit schlichtweg aktuell nicht.

      „Was hälst Du davon in das Wikifolio von Herrn Leise zu investieren, um das Return on Time Invested gering zu halten?“. Das Wikifolio von Herr Leise findet man auf der Wikifolio Seite*, indem man nach „Qualität, angelehnt an Susan Levermann“ sucht.

      Mit Wikifolio kenne ich mich nicht wirklich aus. Auf der Wikifolio-Seite heißt es, dass es sich um besicherte Endlos-Indexzertifikate handelt, also ist das Investment kein Sondervermögen wie bei ETFs. Hier wäre zu prüfen, wie die Besicherung genau aussieht und welche Risiken es gibt.

      Die Gebühren kommen mir auf den ersten Blick etwas hoch vor (Zertifikatgebühr: bis zu 0,95 % p.a., Performancegebühr: bis zu 30 %), das müsste jeder für sich abwägen (ROTI, was ist mir meine Zeit wert).

      Die Transparenz ist meiner Meinung nach auch nicht wie bei ETFs gegeben. Ich würde komplett darauf vertrauen, dass Herr Leise auch zukünftig die Levermann-Strategie diszipliniert anwendet und in die Aktien seiner Wahl (ich meine er investiert in deutsche Small Caps) investiert.

      Also viele Fragezeichen, ich würde denke ich eher nicht in das Wikifolio investieren.

      Viele Grüße,
      Martin

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